AVWS (Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung) - was ist das?
Die Ohren eines Kindes mit AVWS hören genauso gut wie die eines normalhörenden Kindes. Jedoch können Kinder mit AVWS Höreindrücke im Gehirn nicht so gut verarbeiten wie andere. Sie hören das gleiche wie andere, aber auf andere Art und Weise.
Sie ...
hören viele Geräusche zugleich (z.B. Straßengeräusche, Husten, Niesen, das was ich sage, Flüstern...), können das Wichtigste heraushören und die Nebengeräusche in den Hintergrund treten lassen.
Husten ►
Lachen ►
Reden ►
Stimme des Lehrers ►
Türen klappen ►
Straßengeräusche ►
Sie ...
hören heraus, wenn ein Wort ein /m/ enthält und können das Wort dann richtig mit /m/ schreiben.
Kinder mit AVWS....
hören viele Geräusche gleichzeitig, können aber nicht das Wesentliche herausfiltern. Alles wirkt gleich laut. Nebengeräusche wirken ablenkend.
Husten ►
Lachen ►
Reden ►
Stimme des Lehrers ►
Türen klappen ►
Straßengeräusche ►
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Das Hören lässt sich in periphere und zentrale Teilprozesseuntergliedern.
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Periphere Teilfunktionen:
Außen- und Mittelohr dienen der Schallaufnahme und -weiterleitung, das Innenohr wandelt Schallreize in neuronale Impulse um. -
Zentrale Teilfunktionen:
Verarbeitung: Vorverarbeitung und Filterung von auditiven Signalen in der zentralen HörbahnWahrnehmung: bewusste Auswertung der angekommenen Informationen in den zentralen Hörzentren des Großhirns.
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Eine auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung liegt vor, wenn zentrale Prozesse des Hörens gestört sind.
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Aufmerksamkeit d.h. die Fähigkeit selektive Aufmerksamkeit für auditive Stimuli aufrecht zu erhalten
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Speicherung, d.h. Fähigkeit zur kurzfristigen Speicherung und Reproduktion (auditive Merkspanne)
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Diskrimination, Unterscheiden und Erkennen der einzelnen Hörereignisse (war es ein /m/ oder ein /n/?) Tonhöhe, Lautstärke und Dauer
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Lokalisation, Fähigkeit, die Richtung und die Entfernung der auditiven Reizquelle zu erkennen
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Sequenz, Fähigkeit, die Reihenfolge der einzelnen Hörereignisse zu reproduzieren (was kam zuerst?)
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Selektion, d.h. akustisch relevante Informationen können von Neben- u. Hintergrundgeräuschen getrennt und verarbeitet werden
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Analyse: Segmentieren von Lauten, Silben, Wörtern, Sätzen aus jeweils größeren Einheiten
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Synthese: Zusammenziehen von Lauten zu Silben, von Silben zu Wörtern etc. (Au-to-mo-bil)
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Ergänzung, d.h. akustisch fragmentarische Äußerungen zu sinnvollen Sätzen zu ergänzen
Kinder mit AVWS können im Alltag folgende Auffälligkeiten zeigen:
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Inkonstante Hörreaktionen (auch schon im Säuglingsalter)
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Häufiges Nachfragen bei Aufforderungen
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Unangemessene Reaktionen bei Aufforderungen
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Missverständnisse
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Wenig Interesse und Ausdauer beim Vorlesen
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Übermäßige Empfindlichkeit bei lauten oder schrillen Geräuschen
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Zu hohe oder zu geringe eigene Sprechlautstärke
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Vermindertes Sprachverstehen bei Lärm oder in Gruppen
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Richtungshörschwäche im Alltag
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Verwechslung ähnlich klingender Wörter
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Probleme beim Auswendiglernen von Gedichten, Versen
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Merkfähigkeitsprobleme bei mehrteiligen Anweisungen
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Sprachentwicklungsstörungen wie Aussprachestörungen, grammatikalische Unsicherheiten, eingeschränkter Wortschatz und Wortfindungsstörungen
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Lernprobleme, insbesondere beim Erwerb der Schriftsprache und bei Fremdsprachen
AVWS können isoliert (seltener) und in Kombination mit anderen Störungen auftreten, z.B. mit:
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Aufmerksamkeitsstörungen
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Hyperaktivität
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Lernstörungen
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Allgemeine Störungen der Gedächtnisleistungen
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Spracherwerbsstörungen
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Intelligenzminderung
AVWS beruhen auf organischen Schädigungen der Hörbahnen (die z.B. durch ständig wiederkehrende Mittelohrentzündungen nicht ausreifen können). Daraus entstehen Funktionsstörungen im Hirnstamm: es kommt zu Einschränkungen in der Erkennung und Strukturierung von Hörmustern.